Die Idee:
Okay, ich dachte Ende 2014 noch – als aus dem Hirngespinst eine richtige Idee wurde und ich mich erstmals ernsthaft mit der möglichen Route beschäftigte –, dass ich da in so vier Wochen durch
wäre. Von Ost nach West sind's ja nur rund 400 Kilometer, von Nord nach Süd deren 250. Jetzt weiss ich: Die ganze Route wird rund 11'000 Kilometer lang! Das ist die Distanz von Zürich nach
Peking! Oder wer's lieber südlich mag: Von Kairo durch ganz Afrika bis Kapstadt.
Die Route bastelte ich mir innerhalb von rund drei Monaten mit Hilfe von Google Maps und den Gemeindekarten aller Kantone auf Wikipedia nach bestem Wissen und Gewissen selbst. Schlau, wie ich
damals war, legte ich den Startpunkt auf Samnaun. Das ist erstens abgelegen und zweitens spare ich mir Höhenmeter, da ich schon ziemlich hoch oben anfange. Abgelegen stimmt zwar. Aber über
die ganze Tour hinweg werde ich rund 200'000 Höhenmeter wegstrampeln. Da kommt es auf die paar Meterli hoch nach Samnaun auch nicht mehr an. Als Ziel bestimmte ich die Älggi-Alp, der
Mittelpunkt der Schweiz. Einfach so.
Ich fing also in Samnaun an und verband mit Google Maps immer zehn Gemeinden miteinander (mehr erlaubte das Programm nicht). Mit Hilfe der Routenplanung Velo wurden dabei nicht nur Distanz,
sondern auch Höhenmeter angezeigt. Wodurch ich den für mich besten Weg in wochenlanger Arbeit zusammensuchte. Die grobe Route hatte ich im Kopf und so versuchte ich eine sinnvolle Strecke zu
finden, mit welcher ich möglichst wenige Gebiete zweimal abfahren musste (was mit Ausnahme der Leventina, der Strecke zwischen Chur und Landquart sowie einigen Pässen gut gelang).
Start im Engadin
Hätte ich von Anfang an gewusst, wie viel Arbeit dahinter steckt und dass ich mit vier Wochen Fahrzeit gerade mal einen Viertel des Landes abfahren könnte, ich hätte wohl gar nicht erst
angefangen. Aber jetzt war ich schon mal dran und arbeitete den Weg zumindest mal aus. Ich weiss, es war wohl nicht der beste, leichteste und logischste Weg. Aber für mich machte er
einigermassen Sinn. Es folgte die zweite Hürde: dem Chef vom Plan erzählen.
Nach Monaten und Wochen der Ungewissheit, ob das Projekt zustande kommt, wurde die Velotour sechs Tage vor dem letztmöglichen Starttermin definitiv abgesegnet. So ging es am 1. Juli los. Die
erste Etappe wird verhältnismässig kurz: Sie führt «nur» über 66 Kilometer bis nach Zernez. Am zweiten Tag folgt dann die zweifache Überfahrt über den Ofenpass, am dritten geht's erst von
Norden, dann von Süden her über den Berninapass. Spätestens dann werde ich wissen, ob ich Chancen habe die Älggi-Alp zu erreichen.
Während rund 100 Tagen werde ich ab dann jeweils rund 100 Kilometer und 2000 Höhenmeter täglich zurücklegen. Ich werde es geniessen. Aber ich werde auch fluchen und leiden und mich fragen,
warum ich mir dieses Abenteuer bloss eingebrockt habe. Die Antwort weiss ich eigentlich jetzt schon. Ich will nie mehr sagen müssen: «Tami, wenn ich gewusst hätte, wie schön die Schweiz ist,
ich wäre viel früher hier her gekommen!»
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