70. Etappe, Wisen: Die witzige Geschichte zum besten Wegweiser der Schweiz nach Moskau und Peking

Download
Etappe_Wisen.pdf
Adobe Acrobat Dokument 14.6 MB

Der nächste Tag durch die unendlichen Höhen und Tiefen des Falten - und Tafeljuras führt mich unter anderem nach Wisen. So amüsiert Staunen wie hier, werden Verkehrsteilnehmer in der ganzen Schweiz wohl nirgends. Denn mitten in einer der kleinsten Gemeinden des Kantons Solothurn steht ein offizielles Strassenschild, das den Weg nach Zeglingen, Moskau und Peking weist. Ein Kuriosum mit witziger Geschichte.


Zwei Passanten glauben, dass es sich ursprünglich um einen Fasnachtsstreich handelte. Auch auf der Gemeindeverwaltung ist diese Version verbreitet. Das sei dann irgendwann zum «Gewohnheitsrecht» und dann gar vom Kanton bewilligt worden. Hört sich alles sehr plausibel an. Genauere Auskünfte könne aber sicher Stefan Mutti, der ehemalige Baupräsident der Gemeinde, geben.


«Nein, mit Fasnacht hat das Schild nichts zu tun», lacht Mutti und beginnt zu erzählen. Irgendwann Mitte der 1990er heiratete ein Paar aus dem Nachbarsdorf Zeglingen in der Kirche von Wisen. Damals sei das offizielle Strassenschild fälschlicherweise mit Zegligen beschriftet gewesen. Um die Ehre ihrer Heimat wieder herzustellen und die Wichtigkeit des Ortes zu unterstreichen, hätte die Hochzeitsgesellschaft das Strassenschild mit Papier überklebt, auf welchem Stand: «Zeglingen, Moskau, Peking.» «Schliesslich führte die Strasse ja nach Osten und dort kommt man irgendwann in die beiden anderen Metropolen», erklärt Mutti. Der damalige Baupräsident, fand die Idee witzig und bestellte ein offizielles Schild davon, welches er kurz darauf montierte.


«Es verging keine Woche, da wurde das Schild gestohlen. Dann habe ich halt noch eines bestellt und dieses Mal statt angeschraubt, verschweisst.» Der Bevölkerung gefiel’s. Doch irgendwann erhielt Mutti einen Anruf vom kantonalen Amt, das sich über den Spass beschwerte. Mutti aber blieb locker. Er wusste, dass die damalige Regierungsrätin und Kantonsbaudirektorin Cornelia Füeg in Wisen wohnt und auf dem Weg zur Arbeit zweimal täglich am Schild vorbeifuhr. «Da habe ich gesagt: Beschwert euch nicht bei mir, meldet euch direkt bei eurer Chefin.» Ob Regierungsrätin Füeg in der Folge tatsächlich gefragt wurde, weiss er nicht. Auf jeden Fall sei keine Beschwerde mehr eingetroffen.


Und ganz «offizialisiert» wurde das Schild dann 1999, als die Strasse nach Zeglingen renoviert wurde. «Die Schilder wurden alle ersetzt, weil sie zuvor nicht reflektierend waren. Die vom Kanton haben das dann so übernommen und geschluckt.» Und so staunt seither jeder Verkehrsteilnehmer in Wisen, wenn er das Strassenschild erblickt.